Fragen an den Professor

Frag den Professor (auf Deutsch) 

Fragestunde mit Prof. Ulf Müller-Ladner, Universität Gießen, zum 6. Welt-Sklerodermie-Kongreß, Notizen von Mitgliedern der Scleroderma Liga e.V., 2020

Impfungen

  • Welche Impfungen sind erlaubt? Antwort: Siehe STIKO Impfkalender. Jede Impfung, die für einen gesunden Menschen empfohlen wird, ist auch für Sklerodermiepatienten empfohlen. Einzige Ausnahme sind Lebendimpfungen. Dies betrifft aber nur wenige Impfungen. Gegen Masern kann man in Absprache mit dem Arzt impfen. Gelbfieberimpfung ist nicht empfohlen. Impfung gegen Gürtelrose (Herpes Zoster) gibt es inzwischen als Totimpfstoff. Uneingeschränkte Impfempfehlung für Totimpfstoffe. 
  • Kann ein Mensch mit Immunsuppression eine ausreichende Impfantwort entwickeln? Antwort: Ja, das kann er. Zumindest ausreichend. Wenige Ausnahmen z.B. bei Rituximab. Hier müssen bestimmte Abstände zu den Impfungen eingehalten werden. 
  • Sind alle verfügbaren Impfstoffe wirklich ausgereift? Antwort: Ja, nur unter dieser Bedingung kommen sie auf den Markt. Keine Angst vor negativen Impffolgen!
  • Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten? Antwort: Nein, nur sehr wenige Ausnahmen. 
  • Für Organtransplantierte? Antwort: Auch hier gilt die Empfehlung zur Impfung, um Infekte zu vermeiden. 
  • Schusssatz: Impfen ist besser als nicht impfen. 

Gastrointestinale Beteiligung

  • Kann ein konstant anhaltender Reflux eine Lungenfibrose begünstigen? Antwort: Wahrscheinlich ja, aber Studien dazu sind schwierig. Deshalb wird empfohlen, den Rückfluss möglichst zu neutralisieren durch Protonenpumpenhemmer. Ggf. können auch Säurebinder (Kalziumkarbonat, Heilerde etc.) eingesetzt werden. Ausprobieren und mögliche Wechselwirkungen mit Medikamenten mit dem Arzt besprechen.
  • Können bösartige Erkrankungen durch Reflux ausgelöst werden? Antwort: Eher nein. Selbst der Krebs am Übergang vom Magen in die Speiseröhre ist selten, läuft langsam und ist gut behandelbar. Alle anderen Tumoren der Speiseröhre sind eher durch Alkohol und Rauchen bedingt, auch weiter oben im Kehlkopf oder in der Lunge spielt das keine Rolle. Die Fibrose ist eher das Problem. Hat man eine Veränderung an der Speiseröhre, sollte man mind. einmal im Jahr prüfen lassen, ob sich etwas verändert hat. Das kann man gut überwachen. 
  • Protonenpumpenhemmer als Medikament für den Reflux: Frage nach Nebenwirkungen? Antwort: Mögliche Nebenwirkungen sind ein Mangel der B-Vitamine (messen lassen), manchmal kommt es zu einer Keimbesiedlung mit Helicobacter (im Rahmen einer Magenspiegelung untersuchen und behandeln), manchmal gibt es Veränderungen im Knochenstoffwechsel (Knochendichte messen) oder Wechselwirkungen der Protonenpumpenhemmer mit anderen Medikamenten. Aber die Wirkung überwiegt die Nebenwirkungen. 

Overlap-Symptomatik

  • Muskelentzündung (Myositis) und systemische Sklerose ist häufig. Frage: Dürfen die Muskeln trainiert werden? Antwort: Ja, solange die Muskeln nicht hoch entzündet sind, kann man damit arbeiten und diese trainieren. Schmerzen sie hinterher sehr, dies mit dem Arzt besprechen. Überlastet werden die Muskeln dadurch nicht. 
  • Laborwerte? Muskelwerte (z.B. CK = Creatin-Kinase) dürfen bei Belastung ansteigen, sollten aber auch wieder fallen. Tun sie das nicht, steckt ggf. eine nicht ausreichend behandelte Muskelentzündung dahinter. Bestimmte Medikamente, z.B. Fettsenker, lassen auch die Muskelwerte ansteigen. Dies mit dem Arzt besprechen. Wichtig ist, dass es Untereinheiten der CK gibt. Eine steht für Muskeln (CK-MM), eine für das Gehirn (CK-BB), eine kommt aus dem Herzen (CK-MB). Diese ist wichtig; wenn sie ansteigt, sollte man das Herz überprüfen lassen. 
  • UVA-Therapie unter Immunsuppressiva, die lichtempfindlich machen? Antwort: Aus rheumatologischer Sicht brauchen wir die Lichtbestrahlung heute eigentlich nicht mehr. Die Dermatologen sehen das anders. Sollten Hautirritationen auftreten, muss man sich entscheiden: entweder die Lichtbestrahlung oder die Medikamente.